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EuGH-Urteil C‑300/21: Neue Klarheit für Schadensersatzansprüche bei DSGVO-Verstößen

Am 4. Mai 2023 hat der Euro­päi­sche Gerichts­hof (EuGH) ein weg­wei­sen­des Urteil in der Rechts­sa­che C‑300/21 gefällt, das neue Klar­heit in Bezug auf Scha­dens­er­satz­an­sprü­che bei Ver­stö­ßen gegen die Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO) bringt.

Hintergrund des Falls

Die Öster­rei­chi­sche Post hat­te 2017 begon­nen, Infor­ma­tio­nen über die poli­ti­schen Prä­fe­ren­zen der öster­rei­chi­schen Bevöl­ke­rung zu sam­meln und die­se Daten zu ver­kau­fen. Ein betrof­fe­ner Kun­de, der nicht der Ver­ar­bei­tung sei­ner per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten zuge­stimmt hat­te, fühl­te sich belei­digt und reich­te Kla­ge ein, um die Ver­ar­bei­tung sei­ner Daten zu stop­pen und eine Ent­schä­di­gung für den imma­te­ri­el­len Scha­den zu erhal­ten, den er erlit­ten hat­te. Die öster­rei­chi­schen Gerich­te gaben ihm in Bezug auf die Ver­ar­bei­tung sei­ner Daten Recht, lehn­ten jedoch sein Scha­den­er­satz­be­geh­ren ab.

Das Urteil des EuGH

Der EuGH stell­te klar, dass das Vor­lie­gen eines Scha­dens eine der Vor­aus­set­zun­gen für den Scha­den­er­satz­an­spruch ist, zusam­men mit einem Ver­stoß gegen die DSGVO und einem Kau­sal­zu­sam­men­hang zwi­schen dem Scha­den und dem Ver­stoß. Eine Aus­le­gung, dass jeder Ver­stoß gegen die DSGVO auto­ma­tisch den Scha­den­er­satz­an­spruch eröff­net, wür­de dem Wort­laut von Art. 82 Abs. 1 DSGVO widersprechen.

Dar­über hin­aus hat das Gericht klar­ge­stellt, dass kei­ne Anfor­de­rung besteht, dass der erlit­te­ne imma­te­ri­el­le Scha­den einen bestimm­ten Schwe­re­grad errei­chen muss, um ein Recht auf Ent­schä­di­gung zu begrün­den. Dies bedeu­tet, dass jeder Art von imma­te­ri­el­lem Scha­den, unab­hän­gig von sei­ner Schwe­re, poten­zi­ell zu einer Ent­schä­di­gung füh­ren kann, wenn die ande­ren bei­den Bedin­gun­gen erfüllt sind.

Bedeutung des Urteils

Das Urteil des Gerichts ist bedeu­tend, da es bestä­tigt, dass das Recht auf Ent­schä­di­gung für imma­te­ri­el­le Schä­den infol­ge rechts­wid­ri­ger Daten­ver­ar­bei­tung eine wich­ti­ge Siche­rung der Daten­schutz­rech­te von Ein­zel­per­so­nen dar­stellt. Es erkennt auch die brei­te Auf­fas­sung zum “Scha­den” an, die von der EU-Gesetz­ge­bung über­nom­men wur­de, zu der jeg­li­che Art von Scha­den gehört, den eine Per­son erleidet.

Ins­ge­samt unter­streicht die­ser Gerichts­be­schluss die Bedeu­tung des Schut­zes der Daten­schutz­rech­te von Ein­zel­per­so­nen und der Gewähr­leis­tung wirk­sa­mer Abhil­fe­maß­nah­men für jeg­li­chen Scha­den, der als Fol­ge rechts­wid­ri­ger Ver­ar­bei­tung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten erlit­ten wur­de. Er hebt auch die Not­wen­dig­keit her­vor, dass die Mit­glied­staa­ten kla­re und wirk­sa­me Mecha­nis­men zur Bestim­mung von Ent­schä­di­gun­gen in Fäl­len von imma­te­ri­el­len Schä­den infol­ge vonDSGVO-Ver­stö­ßen schaffen.

Die Rolle der nationalen Gerichte

Das Gericht beton­te jedoch auch, dass die DSGVO kei­ne spe­zi­fi­schen Regeln zur Bewer­tung von Schä­den ent­hält und es den Rechts­ord­nun­gen der ein­zel­nen Mit­glied­staa­ten über­las­sen bleibt, den Umfang der in die­sem Zusam­men­hang zu leis­ten­den Ent­schä­di­gung fest­zu­le­gen. Solan­ge die Grund­sät­ze der Gleich­wer­tig­keit und Wirk­sam­keit ein­ge­hal­ten wer­den, sind die Mit­glied­staa­ten frei, die detail­lier­ten Regeln für Maß­nah­men zur Siche­rung der Rech­te fest­zu­le­gen, die Ein­zel­per­so­nen aus der DSGVO ablei­ten, und ins­be­son­de­re die Kri­te­ri­en zur Bestim­mung des Umfangs der in die­sem Zusam­men­hang zu zah­len­den Entschädigung.

Fazit

Das Urteil des EuGH in der Rechts­sa­che C‑300/21 lie­fert wich­ti­ge Klar­stel­lun­gen für die Pra­xis und unter­streicht die Bedeu­tung des Schut­zes der Daten­schutz­rech­te von Ein­zel­per­so­nen. Es bestä­tigt, dass das Recht auf Ent­schä­di­gung für imma­te­ri­el­le Schä­den infol­ge rechts­wid­ri­ger Daten­ver­ar­bei­tung eine wich­ti­ge Siche­rung der Daten­schutz­rech­te von Ein­zel­per­so­nen dar­stellt und hebt die Not­wen­dig­keit her­vor, dass die Mit­glied­staa­ten kla­re und wirk­sa­me Mecha­nis­men zur Bestim­mung von Ent­schä­di­gun­gen in Fäl­len von imma­te­ri­el­len Schä­den infol­ge von DSGVO-Ver­stö­ßen schaffen.

Es ist zu erwar­ten, dass die­ses Urteil weit­rei­chen­de Aus­wir­kun­gen auf die Pra­xis haben wird und dazu bei­tra­gen wird, die Rech­te von Ein­zel­per­so­nen im Bereich des Daten­schut­zes wei­ter zu stärken.