Benötigt ein Unternehmen neben dem Datenschutzbeauftragten auch einen KI-Beauftragten

Die zunehmende Integration von Künstlicher Intelligenz (KI) in Geschäftsprozesse wirft die Frage auf, ob Unternehmen neben einem Datenschutzbeauftragten (DSB) auch einen KI-Beauftragten benötigen. Während der DSB sich um den Schutz personenbezogener Daten kümmert, adressiert ein KI-Beauftragter spezifische Herausforderungen und Chancen, die durch den Einsatz von KI entstehen. Dieser Artikel untersucht, welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten ein KI-Beauftragter übernimmt, inwiefern sich diese von denen des DSB unterscheiden und welche Vorteile ein solcher Spezialist für Unternehmen bieten kann. Dabei wird auch auf die rechtlichen und ethischen Aspekte der KI-Nutzung eingegangen.

Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines Datenschutzbeauftragten (DSB)

Der Datenschutzbeauftragte (DSB) ist eine zentrale Figur im Datenschutz, insbesondere seit Inkrafttreten der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO). Seine Hauptaufgabe ist es, die Einhaltung der datenschutzrechtlichen Bestimmungen im Unternehmen sicherzustellen. Dies umfasst ein breites Spektrum an Tätigkeiten, die darauf abzielen, die Rechte und Freiheiten der betroffenen Personen zu schützen.

Zu den Kernaufgaben eines DSB gehören:

  • Überwachung der Einhaltung der DSGVO und anderer relevanter Datenschutzgesetze: Der DSB kontrolliert, ob die Datenverarbeitungsprozesse im Unternehmen den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Dazu gehört die Überprüfung von Richtlinien, Verfahren und Verträgen.
  • Beratung des Unternehmens und seiner Mitarbeiter in Fragen des Datenschutzes: Der DSB fungiert als Ansprechpartner für alle datenschutzrelevanten Fragen. Er berät die Unternehmensleitung und die Mitarbeiter bei der Umsetzung von Datenschutzmaßnahmen und klärt über die rechtlichen Anforderungen auf.
  • Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeiter: Ein wichtiger Aspekt ist die Sensibilisierung der Mitarbeiter für den Datenschutz. Der DSB führt Schulungen durch, um das Bewusstsein für datenschutzrechtliche Risiken zu schärfen und die Mitarbeiter über ihre Pflichten zu informieren.
  • Zusammenarbeit mit der Aufsichtsbehörde: Der DSB ist Ansprechpartner für die Datenschutzaufsichtsbehörde und arbeitet mit dieser zusammen, um die Einhaltung des Datenschutzes zu gewährleisten.
  • Erstellung und Pflege des Verzeichnisses von Verarbeitungstätigkeiten: Der DSB führt ein Verzeichnis, in dem alle Datenverarbeitungstätigkeiten des Unternehmens dokumentiert sind. Dieses Verzeichnis dient als Grundlage für die Überwachung und Kontrolle des Datenschutzes.
  • Bearbeitung von Anfragen und Beschwerden von betroffenen Personen: Der DSB ist Ansprechpartner für Personen, deren Daten verarbeitet werden. Er bearbeitet Anfragen und Beschwerden und sorgt dafür, dass die Rechte der betroffenen Personen gewahrt werden.

Um diese Aufgaben erfüllen zu können, benötigt ein DSB eine fundierte Qualifikation. Die DSGVO sieht vor, dass der DSB über das Fachwissen verfügen muss, das für die Art der Datenverarbeitung und die damit verbundenen Risiken erforderlich ist. Dies kann durch eine juristische oder informationstechnische Ausbildung, einschlägige Berufserfahrung oder den Besuch von speziellen Schulungen und Zertifizierungen nachgewiesen werden. Ein gutes Verständnis der DSGVO, des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG) und anderer relevanter Gesetze ist unerlässlich. Darüber hinaus sollte der DSB über Kenntnisse in den Bereichen IT-Sicherheit, Risikomanagement und Compliance verfügen.

Die Rolle eines KI-Beauftragten: Aufgaben, Kompetenzen und Notwendigkeit

Die Rolle eines KI-Beauftragten (auch AI Officer) gewinnt in Unternehmen zunehmend an Bedeutung, da die Nutzung von Künstlicher Intelligenz stetig zunimmt. Ein KI-Beauftragter ist dafür verantwortlich, die Entwicklung, Implementierung und den Einsatz von KI-Systemen im Unternehmen zu steuern, zu überwachen und sicherzustellen, dass diese ethisch, rechtlich und strategisch sinnvoll eingesetzt werden.

Zu den zentralen Aufgaben und Verantwortlichkeiten eines KI-Beauftragten gehören:

  • Entwicklung und Implementierung von KI-Strategien: Der KI-Beauftragte entwickelt eine umfassende KI-Strategie, die auf die Ziele und Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt ist. Diese Strategie umfasst die Auswahl geeigneter KI-Technologien, die Definition von Anwendungsfällen und die Festlegung von Zielen und Kennzahlen.
  • Überwachung der ethischen und rechtlichen Konformität von KI-Systemen: Ein wesentlicher Aspekt ist die Sicherstellung, dass die eingesetzten KI-Systeme ethischen Grundsätzen entsprechen und die geltenden Gesetze und Vorschriften einhalten. Dies umfasst insbesondere den Schutz der Privatsphäre, die Vermeidung von Diskriminierung und die Gewährleistung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit.
  • Förderung des KI-Know-hows im Unternehmen: Der KI-Beauftragte trägt dazu bei, das Wissen und die Kompetenzen im Bereich KI im Unternehmen zu verbreiten. Er organisiert Schulungen und Workshops, um die Mitarbeiter über die Möglichkeiten und Risiken von KI zu informieren und sie in die Lage zu versetzen, KI-Systeme effektiv zu nutzen.
  • Risikomanagement im Zusammenhang mit KI: Die Einführung und Nutzung von KI-Systemen birgt auch Risiken, die es zu identifizieren und zu minimieren gilt. Der KI-Beauftragte analysiert die potenziellen Risiken, wie z.B. algorithmische Verzerrungen, Datenschutzverletzungen oder den Verlust von Arbeitsplätzen, und entwickelt Maßnahmen zur Risikobegrenzung.
  • Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen: Der KI-Beauftragte arbeitet eng mit anderen Abteilungen zusammen, wie z.B. der IT-Abteilung, der Rechtsabteilung, dem Marketing und dem Vertrieb, um sicherzustellen, dass die KI-Systeme optimal in die Geschäftsprozesse integriert werden.
  • Evaluierung und Optimierung von KI-Systemen: Der KI-Beauftragte überwacht die Leistung der eingesetzten KI-Systeme und evaluiert deren Effektivität. Er identifiziert Verbesserungspotenziale und entwickelt Maßnahmen zur Optimierung der Systeme, um deren Nutzen zu maximieren.

Die Kompetenzen eines KI-Beauftragten sind vielfältig und umfassen sowohl technisches als auch betriebswirtschaftliches Know-how. Er sollte über fundierte Kenntnisse in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Machine Learning, Data Science und Softwareentwicklung verfügen. Darüber hinaus sind Kenntnisse in den Bereichen Ethik, Recht, Risikomanagement und Projektmanagement erforderlich. Ein KI-Beauftragter sollte auch über ausgeprägte Kommunikations- und Führungsfähigkeiten verfügen, um die Zusammenarbeit mit anderen Abteilungen zu fördern und das KI-Know-how im Unternehmen zu verbreiten.

Die Notwendigkeit eines KI-Beauftragten hängt von der Größe, der Branche und dem Grad der KI-Integration im Unternehmen ab. Insbesondere Unternehmen, die KI in großem Umfang einsetzen oder planen, dies zu tun, profitieren von einem KI-Beauftragten, der die strategische Ausrichtung, die ethische und rechtliche Konformität und das Risikomanagement sicherstellt. Ein KI-Beauftragter kann dazu beitragen, die Vorteile von KI optimal zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.

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Schnittmengen und Unterschiede: DSB vs. KI-Beauftragter

Die Rollen des Datenschutzbeauftragten (DSB) und des KI-Beauftragten sind zwar unterschiedlich, weisen aber auch wichtige Schnittmengen auf, insbesondere wenn es um den datenschutzkonformen Einsatz von KI-Systemen geht. Während der DSB sich primär auf den Schutz personenbezogener Daten konzentriert, adressiert der KI-Beauftragte die ethischen, rechtlichen und strategischen Aspekte der KI-Nutzung insgesamt.

Eine der wichtigsten Schnittmengen liegt im Bereich des Datenschutzes bei KI-Anwendungen. KI-Systeme verarbeiten oft große Mengen an Daten, darunter auch personenbezogene Daten. Daher müssen sie so konzipiert sein, dass sie die datenschutzrechtlichen Bestimmungen einhalten. Hier arbeiten DSB und KI-Beauftragter zusammen, um sicherzustellen, dass die KI-Systeme datenschutzkonform sind. Der DSB bringt sein Fachwissen im Bereich Datenschutz ein, während der KI-Beauftragte die technischen Aspekte der KI-Systeme versteht.

Ein weiterer Bereich der Zusammenarbeit ist die Risikobewertung. Beide Rollen müssen die Risiken identifizieren, die mit der Verarbeitung personenbezogener Daten durch KI-Systeme verbunden sind. Der DSB konzentriert sich dabei auf die datenschutzrechtlichen Risiken, wie z.B. Datenmissbrauch oder Datenschutzverletzungen. Der KI-Beauftragte berücksichtigt auch andere Risiken, wie z.B. algorithmische Verzerrungen oder den Verlust von Arbeitsplätzen.

Trotz dieser Schnittmengen gibt es auch klare Unterschiede zwischen den Rollen. Der DSB ist primär für die Einhaltung der Datenschutzgesetze verantwortlich, während der KI-Beauftragte ein breiteres Spektrum an Aufgaben hat, das auch die Entwicklung von KI-Strategien, die Förderung des KI-Know-hows im Unternehmen und das Risikomanagement umfasst. Der DSB ist in seiner Rolle unabhängig und berichtet direkt an die Unternehmensleitung, während der KI-Beauftragte in der Regel in eine bestehende Organisationsstruktur eingebunden ist.

Die datenschutzkonforme Gestaltung von KI-Systemen erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen DSB und KI-Beauftragtem. Dies umfasst die Berücksichtigung von Privacy by Design und Privacy by Default Prinzipien, die Durchführung von Datenschutz-Folgeabschätzungen (DSFA) und die Implementierung von technischen und organisatorischen Maßnahmen zum Schutz personenbezogener Daten.

Rechtliche und ethische Aspekte der KI-Nutzung und die Rolle des KI-Beauftragten

Die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) ist mit einer Reihe von rechtlichen und ethischen Herausforderungen verbunden. Dazu gehören insbesondere der Schutz der Privatsphäre, die Vermeidung von Diskriminierung, die Gewährleistung von Transparenz und Nachvollziehbarkeit sowie die Festlegung von Verantwortlichkeiten. Der KI-Beauftragte spielt eine zentrale Rolle bei der Einhaltung dieser Vorschriften und der Förderung einer ethischen KI-Nutzung.

Ein wichtiger rechtlicher Rahmen für KI-Systeme ist das KI-Gesetz (AI Act) der Europäischen Union. Dieses Gesetz zielt darauf ab, einheitliche Regeln für die Entwicklung, das Inverkehrbringen und die Nutzung von KI-Systemen in der EU festzulegen. Es unterscheidet zwischen verschiedenen Risikokategorien und sieht je nach Risiko unterschiedliche Anforderungen vor. Hochrisiko-KI-Systeme, wie z.B. solche, die in kritischen Infrastrukturen oder im Gesundheitswesen eingesetzt werden, unterliegen strengen Anforderungen an Transparenz, Sicherheit und Rechenschaftspflicht. Europäische Kommission: Vorschlag für eine Verordnung zur Festlegung harmonisierter Vorschriften für künstliche Intelligenz (Künstliche-Intelligenz-Gesetz) (EUR-Lex) – Der vollständige Gesetzestext des AI Acts.

Der KI-Beauftragte ist dafür verantwortlich, dass die KI-Systeme des Unternehmens die Anforderungen des KI-Gesetzes erfüllen. Dies umfasst die Durchführung von Risikobewertungen, die Implementierung von technischen und organisatorischen Maßnahmen zur Risikobegrenzung und die Dokumentation der KI-Systeme.

Neben dem KI-Gesetz sind auch andere Gesetze und Vorschriften relevant, wie z.B. die Datenschutzgrundverordnung (DSGVO), das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und das Produkthaftungsgesetz (ProdHG). Der KI-Beauftragte muss sicherstellen, dass die KI-Systeme diese Gesetze einhalten und die Rechte der betroffenen Personen schützen.

Ethische Aspekte spielen bei der KI-Nutzung eine wichtige Rolle. KI-Systeme können Verzerrungen enthalten, die zu diskriminierenden Ergebnissen führen. Sie können auch manipuliert werden, um bestimmte Ziele zu erreichen. Der KI-Beauftragte ist dafür verantwortlich, ethische Richtlinien für die KI-Nutzung im Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen. Dies umfasst die Förderung von Transparenz, Fairness, Rechenschaftspflicht und Menschenzentrierung.

Vorteile eines KI-Beauftragten für Unternehmen

Die Einführung eines KI-Beauftragten kann für Unternehmen zahlreiche Vorteile bringen. Dazu gehören eine verbesserte KI-Strategie, eine höhere Akzeptanz von KI im Unternehmen, eine Reduzierung von Risiken und eine Stärkung des Wettbewerbsvorteils.

Ein KI-Beauftragter trägt dazu bei, eine umfassende KI-Strategie zu entwickeln, die auf die Ziele und Bedürfnisse des Unternehmens abgestimmt ist. Diese Strategie umfasst die Auswahl geeigneter KI-Technologien, die Definition von Anwendungsfällen und die Festlegung von Zielen und Kennzahlen. Eine klare KI-Strategie hilft dem Unternehmen, seine Ressourcen effektiv einzusetzen und die Vorteile von KI optimal zu nutzen.

Ein KI-Beauftragter fördert die Akzeptanz von KI im Unternehmen, indem er die Mitarbeiter über die Möglichkeiten und Risiken von KI informiert und sie in die Lage versetzt, KI-Systeme effektiv zu nutzen. Durch Schulungen, Workshops und andere Maßnahmen trägt der KI-Beauftragte dazu bei, das KI-Know-how im Unternehmen zu verbreiten und die Mitarbeiter für die Chancen und Herausforderungen der KI zu sensibilisieren.

Ein KI-Beauftragter trägt zur Reduzierung von Risiken bei, indem er die potenziellen Risiken der KI-Nutzung identifiziert und Maßnahmen zur Risikobegrenzung entwickelt. Dies umfasst insbesondere die ethische und rechtliche Konformität der KI-Systeme, den Schutz der Privatsphäre und die Vermeidung von Diskriminierung. Durch ein effektives Risikomanagement kann das Unternehmen Schäden vermeiden und das Vertrauen der Kunden und Mitarbeiter gewinnen.

Ein KI-Beauftragter kann den Wettbewerbsvorteil des Unternehmens stärken, indem er dazu beiträgt, innovative KI-Anwendungen zu entwickeln und zu implementieren. Durch die Nutzung von KI kann das Unternehmen seine Effizienz steigern, seine Produkte und Dienstleistungen verbessern und neue Geschäftsmodelle entwickeln. Ein KI-Beauftragter hilft dem Unternehmen, die Chancen der KI zu erkennen und zu nutzen, um sich von der Konkurrenz abzuheben.

Fazit

Die Frage, ob ein Unternehmen neben einem Datenschutzbeauftragten (DSB) auch einen KI-Beauftragten benötigt, lässt sich nicht pauschal beantworten. Es hängt von verschiedenen Faktoren ab, wie der Größe des Unternehmens, der Branche, in der es tätig ist, und dem Grad der KI-Integration in die Geschäftsprozesse.

Unternehmen, die KI in großem Umfang einsetzen oder planen, dies zu tun, profitieren in der Regel von einem KI-Beauftragten. Dieser kann die strategische Ausrichtung der KI-Nutzung sicherstellen, die ethische und rechtliche Konformität gewährleisten und das Risikomanagement verbessern. Ein KI-Beauftragter kann auch dazu beitragen, die Akzeptanz von KI im Unternehmen zu fördern und das KI-Know-how der Mitarbeiter zu stärken.

Der DSB und der KI-Beauftragte sollten eng zusammenarbeiten, insbesondere wenn es um den datenschutzkonformen Einsatz von KI-Systemen geht. Beide Rollen haben unterschiedliche, aber sich ergänzende Kompetenzen, die es ermöglichen, die Vorteile von KI optimal zu nutzen und gleichzeitig die Risiken zu minimieren.

In Zukunft wird die Bedeutung von KI weiter zunehmen, und Unternehmen werden sich zunehmend mit den damit verbundenen rechtlichen und ethischen Herausforderungen auseinandersetzen müssen. Ein KI-Beauftragter kann dazu beitragen, diese Herausforderungen zu meistern und die Chancen der KI optimal zu nutzen.

Weiterführende Quellen