Legal Design: Recht einfach erklärt

Legal Design: Recht einfach erklärt

Die Welt des Rechts ist oft kom­plex, geprägt von Fach­be­grif­fen und ver­schach­tel­ten Satz­struk­tu­ren, die für juris­ti­sche Lai­en schwer zu durch­drin­gen sind. Ob Ver­trä­ge, All­ge­mei­ne Geschäfts­be­din­gun­gen oder behörd­li­che Schrei­ben – die Schwie­rig­keit, recht­li­che Inhal­te voll­stän­dig zu ver­ste­hen, kann zu Unsi­cher­heit, Miss­ver­ständ­nis­sen und man­geln­dem Zugang zum Recht füh­ren. Genau hier setzt Legal Design an. Es ver­bin­det recht­li­che Exper­ti­se mit nut­zer­zen­trier­tem Design-Den­ken, um Recht zugäng­li­cher, ver­ständ­li­cher und nutz­ba­rer zu machen. Doch wie genau funk­tio­niert die­se inno­va­ti­ve Her­an­ge­hens­wei­se, und wel­che Vor­tei­le bie­tet sie für Bür­ger und Unter­neh­men? Die­ser Arti­kel beleuch­tet das Kon­zept Legal Design und erklärt, wie es dazu bei­trägt, Recht ein­fach und ver­ständ­lich zu gestal­ten. Erfah­ren Sie, war­um die visu­el­le und sprach­li­che Auf­be­rei­tung juris­ti­scher Infor­ma­tio­nen ent­schei­dend ist und wel­che Rol­le Legal Design in der moder­nen Rechts­welt spielt.

Was ist Legal Design?

Legal Design ist ein inter­dis­zi­pli­nä­rer Ansatz an der Schnitt­stel­le von Recht und Design. Es han­delt sich nicht pri­mär um die Anwen­dung ästhe­ti­scher Prin­zi­pi­en auf juris­ti­sche Doku­men­te, son­dern um eine Metho­dik, die dar­auf abzielt, recht­li­che Infor­ma­tio­nen, Pro­zes­se und Sys­te­me aus der Per­spek­ti­ve der Nut­zer zu ver­bes­sern. Kern des Legal Designs ist das Ver­ständ­nis für die Bedürf­nis­se der Men­schen, die mit dem Recht in Berüh­rung kom­men – sei­en es Bür­ger, Ver­brau­cher oder Geschäfts­leu­te. Es inte­griert Prin­zi­pi­en des Design Thin­king und der Nut­zer­zen­trie­rung, um recht­li­che Inhal­te und den Umgang mit ihnen intui­ti­ver, effi­zi­en­ter und mensch­li­cher zu gestal­ten. Legal Design betrach­tet das Recht nicht nur als rei­nen Text oder Para­gra­phen, son­dern als ein Sys­tem, das auf die Men­schen wir­ken und von ihnen ver­stan­den und ange­wen­det wer­den muss.

Warum Legal Design Recht einfacher macht

Die Not­wen­dig­keit für Legal Design ergibt sich direkt aus der tra­di­tio­nel­len Art der Rechts­kom­mu­ni­ka­ti­on. Recht­li­che Doku­men­te und Geset­zes­tex­te sind oft durch kom­ple­xe Satz­kon­struk­tio­nen, Pas­siv­for­mu­lie­run­gen und einen hohen Grad an Abs­trak­ti­on gekenn­zeich­net. Die­se Kom­ple­xi­tät erschwert juris­ti­schen Lai­en das Ver­ständ­nis erheb­lich und führt dazu, dass vie­le Men­schen den Zugang zum Recht nur schwer fin­den oder sich über­for­dert füh­len. Legal Design begeg­net die­sem Pro­blem durch einen radi­kal nut­zer­zen­trier­ten Ansatz. Es fragt: Wie nimmt der Nut­zer die recht­li­chen Infor­ma­tio­nen wahr? Wel­che Bedürf­nis­se hat er? Wo ent­ste­hen Miss­ver­ständ­nis­se oder Schwie­rig­kei­ten? Indem die Per­spek­ti­ve des Nut­zers ein­ge­nom­men wird, kön­nen recht­li­che Inhal­te und Pro­zes­se so gestal­tet wer­den, dass sie ver­ständ­lich, zugäng­lich und nutz­bar sind. Das Ziel ist, die Kluft zwi­schen der fach­li­chen Prä­zi­si­on des Rechts und der All­tags­welt der Men­schen zu über­brü­cken und so Recht ein­fach zu gestal­ten.

Wei­ter­füh­ren­de Quel­le:
Recht, aber ver­ständ­lich – Legal Design

Methoden: Wie Legal Design Recht verständlich gestaltet

Legal Design greift auf viel­fäl­ti­ge Metho­den und Tech­ni­ken zurück, um juris­ti­sche Inhal­te für die Nut­zer auf­zu­be­rei­ten und ver­ständ­lich zu machen. Im Kern geht es dar­um, kom­ple­xe Infor­ma­tio­nen so zu trans­for­mie­ren, dass sie intui­tiv erfass­bar sind. Ein zen­tra­ler Ansatz ist die Ver­ein­fa­chung der Spra­che. Juris­ti­sche Fach­be­grif­fe wer­den erklärt oder durch all­ge­mein ver­ständ­li­che For­mu­lie­run­gen ersetzt. Lan­ge, ver­schach­tel­te Sät­ze wei­chen kür­ze­ren, prä­gnan­ten Kon­struk­tio­nen. Akti­ve For­mu­lie­run­gen wer­den bevor­zugt, um die Ver­ant­wort­lich­kei­ten klar zu benen­nen. Neben der sprach­li­chen Anpas­sung spielt die Restruk­tu­rie­rung von Inhal­ten eine ent­schei­den­de Rol­le. Tra­di­tio­nel­le juris­ti­sche Doku­men­te fol­gen oft einer inter­nen Logik, die für Lai­en nicht nach­voll­zieh­bar ist. Legal Design ord­net Infor­ma­tio­nen neu, schafft kla­re Hier­ar­chien und ver­wen­det Ele­men­te wie Über­schrif­ten, Absät­ze und Lis­ten, um die Les­bar­keit zu erhö­hen. Visu­el­le Ele­men­te sind ein wei­te­res mäch­ti­ges Werk­zeug. Visua­li­sie­run­gen, wie Info­gra­fi­ken, Icons oder Fluss­dia­gram­me, kön­nen kom­ple­xe Pro­zes­se, Zusam­men­hän­ge oder Zeit­ab­läu­fe auf einen Blick erfass­bar machen und das Text­ver­ständ­nis unter­stüt­zen. Sie die­nen nicht nur der Ästhe­tik, son­dern als funk­tio­na­le Bestand­tei­le der Infor­ma­ti­ons­ver­mitt­lung. Ein fun­da­men­ta­ler Pfei­ler des Legal Designs ist die Anwen­dung von Design-Thin­king-Prin­zi­pi­en. Die­ser ite­ra­ti­ve, nut­zer­zen­trier­te Ansatz beginnt mit einem tie­fen Ver­ständ­nis für die Bedürf­nis­se und Pro­ble­me der End­nut­zer (Empa­thie-Pha­se). Dar­auf auf­bau­end wer­den Ideen ent­wi­ckelt, Pro­to­ty­pen erstellt und getes­tet, um die best­mög­li­che Lösung zu fin­den. Die­ser Pro­zess ermög­licht es, Rechts­pro­duk­te und ‑doku­men­te kon­se­quent aus der Per­spek­ti­ve der­je­ni­gen zu gestal­ten, die sie nut­zen sol­len. Wie im Arti­kel Legal Design: Ver­ständ­li­che recht­li­che Inhal­te des Anwalts­blatts beschrie­ben, ver­bes­sert die Her­an­ge­hens­wei­se von Desi­gnern die Ver­ständ­lich­keit recht­li­cher Inhal­te maß­geb­lich, indem sie die Bedürf­nis­se der Nut­zer ins Zen­trum stellt.

Anwendungsbereiche: Wo Legal Design Anwendung findet

Die Prin­zi­pi­en und Metho­den des Legal Designs sind nicht auf einen spe­zi­fi­schen Bereich beschränkt, son­dern fin­den in zahl­rei­chen juris­ti­schen Kon­tex­ten prak­ti­sche Anwen­dung. Eines der pro­mi­nen­tes­ten Fel­der ist die Gestal­tung von recht­li­chen Doku­men­ten, ins­be­son­de­re Ver­trä­gen und All­ge­mei­nen Geschäfts­be­din­gun­gen (AGB). Tra­di­tio­nel­le AGBs sind oft lang, klein­ge­druckt und für den Durch­schnitts­nut­zer kaum ver­ständ­lich. Legal Design trans­for­miert sie in über­sicht­li­che, gut struk­tu­rier­te Doku­men­te mit kla­rem Lay­out, Icons und visu­el­len Ele­men­ten, die wich­ti­ge Klau­seln her­vor­he­ben. Auch die Auf­be­rei­tung von Daten­schutz­in­for­ma­tio­nen (z. B. in Daten­schutz­er­klä­run­gen oder Ein­wil­li­gungs­for­mu­la­ren) pro­fi­tiert enorm von Legal Design, indem kom­ple­xe Pro­zes­se der Daten­er­he­bung und ‑ver­ar­bei­tung ver­ständ­lich dar­ge­stellt wer­den. Ein wei­te­rer wich­ti­ger Anwen­dungs­be­reich ist die Ver­bes­se­rung von behörd­li­chen For­mu­la­ren und Schrei­ben. Oft sind die­se Doku­men­te schwer zu ver­ste­hen, was zu Feh­lern bei der Antrag­stel­lung oder Unsi­cher­heit bei Bür­gern führt. Legal Design kann For­mu­la­re durch kla­re Anwei­sun­gen, logi­sche Abfra­gen und visu­el­le Hin­wei­se ver­ein­fa­chen. Mit der zuneh­men­den Digi­ta­li­sie­rung des Rechts gewin­nen digi­ta­le Rechts­pro­duk­te und ‑ser­vices an Bedeu­tung. Legal Design spielt hier eine Schlüs­sel­rol­le bei der Gestal­tung von nut­zer­freund­li­chen Inter­faces für Online-Rechts­be­ra­tungs­platt­for­men, Tools zur Ver­trags­er­stel­lung oder digi­ta­le Ver­fah­rens­ab­läu­fe. Ziel ist es, den Zugang zu recht­li­chen Dienst­leis­tun­gen im digi­ta­len Raum so ein­fach und intui­tiv wie mög­lich zu gestal­ten. Wei­te­re Anwen­dungs­fel­der umfas­sen auch inter­ne Unter­neh­mens­do­ku­men­te wie Richt­li­ni­en und Com­pli­ance-Unter­la­gen, um die Ein­hal­tung von Regeln zu erleich­tern, oder die Gestal­tung von gericht­li­chen Doku­men­ten, um deren Ver­ständ­lich­keit für alle Betei­lig­ten zu erhö­hen.

Vorteile: Warum Legal Design für alle gewinnt

Die Imple­men­tie­rung von Legal Design bringt eine Viel­zahl von Vor­tei­len mit sich, die weit über die rei­ne Ästhe­tik hin­aus­ge­hen und ver­schie­de­ne Stake­hol­der posi­tiv beein­flus­sen. Für Bür­ger bedeu­tet Legal Design vor allem einen ver­bes­ser­ten Zugang zum Recht und mehr recht­li­che Klar­heit. Ver­ständ­li­che Doku­men­te und Pro­zes­se redu­zie­ren Unsi­cher­heit, Ängs­te und das Gefühl, von recht­li­chen Belan­gen aus­ge­schlos­sen zu sein. Dies stärkt das Ver­trau­en in das Rechts­sys­tem und ermög­licht es den Men­schen, ihre Rech­te und Pflich­ten bes­ser zu ver­ste­hen und wahr­zu­neh­men. Für Unter­neh­men erge­ben sich eben­falls signi­fi­kan­te Vor­tei­le. Klar for­mu­lier­te und gestal­te­te Ver­trä­ge oder AGBs kön­nen die Anzahl der Rück­fra­gen und Strei­tig­kei­ten redu­zie­ren, was zu einer erhöh­ten Effi­zi­enz im Rechts­ver­kehr führt. Eine posi­ti­ve Nut­zer­er­fah­rung mit recht­li­chen Doku­men­ten oder Dienst­leis­tun­gen kann zudem die Kun­den­zu­frie­den­heit stei­gern und die Kun­den­bin­dung stär­ken. Unter­neh­men mini­mie­ren Risi­ken, indem sie sicher­stel­len, dass ihre Kun­den oder Part­ner die recht­li­chen Bedin­gun­gen voll­stän­dig ver­ste­hen. Auch für Juris­ten und die Rechts­bran­che bie­tet Legal Design Poten­zia­le. Es ermög­licht eine moder­ne­re und effek­ti­ve­re Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Man­dan­ten und Part­nern. Durch die Kon­zen­tra­ti­on auf die Bedürf­nis­se der Nut­zer kann die Qua­li­tät der Rechts­be­ra­tung und der juris­ti­schen Dienst­leis­tun­gen ins­ge­samt ver­bes­sert wer­den. Wie im Inter­view zum Legal Design: Was es ist und was es kann der LTO mit Astrid Kohl­mei­er dis­ku­tiert, bie­tet Legal Design erheb­li­che Poten­zia­le für Inno­va­tio­nen und eine bes­se­re Posi­tio­nie­rung im sich wan­deln­den Rechts­markt. Ins­ge­samt trägt Legal Design dazu bei, das Rechts­sys­tem zugäng­li­cher, ver­trau­ens­wür­di­ger und mensch­li­cher zu gestal­ten, was letzt­lich allen Betei­lig­ten zugu­te­kommt.

Die Zukunft von Legal Design im Rechtsmarkt

Die Rele­vanz von Legal Design wächst ste­tig und prägt zuneh­mend die Zukunft des Rechts­mark­tes. Es ist nicht mehr nur ein Nischen­kon­zept, son­dern ent­wi­ckelt sich zu einem inte­gra­len Bestand­teil der Inno­va­ti­on in der Rechts­be­ra­tung und im Zugang zum Recht. Im Zeit­al­ter der Digi­ta­li­sie­rung des Rechts spielt Legal Design eine ent­schei­den­de Rol­le dabei, recht­li­che Dienst­leis­tun­gen und Infor­ma­tio­nen für eine brei­te­re Öffent­lich­keit zugäng­lich und nutz­bar zu machen. Es geht dar­um, juris­ti­sche Pro­zes­se und Doku­men­te so zu gestal­ten, dass sie intui­tiv ver­ständ­lich sind – sowohl in ana­lo­gen als auch in digi­ta­len For­ma­ten. Die Inte­gra­ti­on von Legal Design in Legal Tech-Lösun­gen ermög­licht die Schaf­fung nut­zer­freund­li­cher Anwen­dun­gen, die Bür­gern und Unter­neh­men hel­fen, ihre recht­li­chen Belan­ge effek­ti­ver zu mana­gen. Künf­ti­ge Ent­wick­lun­gen wer­den vor­aus­sicht­lich eine noch stär­ke­re Ver­zah­nung von Design-Thin­king-Metho­den mit der juris­ti­schen Aus­bil­dung sehen, um Juris­ten bes­ser dar­auf vor­zu­be­rei­ten, die Bedürf­nis­se ihrer Kli­en­ten in den Mit­tel­punkt zu stel­len und Recht nicht nur kor­rekt, son­dern auch ver­ständ­lich und anwend­bar zu gestal­ten. Legal Design ist somit ein ent­schei­den­der Motor für die Moder­ni­sie­rung des Rechts­sek­tors und eine bes­se­re Rechts­kom­mu­ni­ka­ti­on.

Fazit

Legal Design hat sich als ent­schei­den­der Ansatz eta­bliert, um die Kom­ple­xi­tät des Rechts zu redu­zie­ren und einen ver­bes­ser­ten Zugang zum Recht zu ermög­li­chen. Durch die Anwen­dung nut­zer­zen­trier­ter Design-Thin­king-Prin­zi­pi­en und die Inte­gra­ti­on von visu­el­len Ele­men­ten sowie ver­ständ­li­cher Spra­che wer­den recht­li­che Infor­ma­tio­nen, Doku­men­te und Pro­zes­se ver­ständ­lich und nutz­bar gestal­tet. Dies führt nicht nur zu mehr recht­li­cher Klar­heit für Bür­ger und Unter­neh­men, son­dern stei­gert auch die Effi­zi­enz und das Ver­trau­en in das Rechts­sys­tem. In einer immer kom­ple­xer wer­den­den Welt ist Legal Design ein unver­zicht­ba­res Werk­zeug, um die Funk­ti­on des Rechts als gestal­ten­de Kraft in der Gesell­schaft zu stär­ken und sicher­zu­stel­len, dass Recht nicht nur for­mal exis­tiert, son­dern auch von den Men­schen ver­stan­den und ange­wen­det wer­den kann. Sei­ne wach­sen­de Bedeu­tung im Kon­text von Digi­ta­li­sie­rung und Rechts­markt Inno­va­ti­on unter­streicht das Poten­zi­al von Legal Design, Recht wirk­lich ein­fach zu erklä­ren und für alle zugäng­lich zu machen.

Weiterführende Quellen

brand eins Pod­cast | Astrid Kohl­mei­er – Kann Legal Design das … – Ein Pod­cast mit Astrid Kohl­mei­er über Legal Design als Metho­dik, um Recht ein­fach und ver­ständ­lich zu gestal­ten. Er dis­ku­tiert die Her­aus­for­de­run­gen der prä­zi­sen, aber oft unver­ständ­li­chen Rechts­spra­che und das Poten­zi­al von Legal Design.
Inno­va­ti­on trifft auf Recht: Wie Legal Design die Rechts­bran­che ver­än­dert – Die­ser Arti­kel von recode.law beschreibt, wie Legal Design Inno­va­ti­on in die Rechts­bran­che bringt und die­se ver­än­dert. Er betont die zen­tra­le Rol­le der Nut­zer­be­dürf­nis­se und mensch­li­chen Stake­hol­der im Legal Design Pro­zess.