Handlungsmöglichkeiten betroffener Mitarbeiter bei Datenschutzverstößen

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Daten­schutz­ver­stö­ße stel­len eine ernst­haf­te Bedro­hung für die Inte­gri­tät und das Ver­trau­en inner­halb eines Unter­neh­mens dar. Sie beein­träch­ti­gen nicht nur die Sicher­heit per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, son­dern kön­nen auch zu signi­fi­kan­ten recht­li­chen und finan­zi­el­len Kon­se­quen­zen füh­ren. Vor die­sem Hin­ter­grund ist es essen­ti­ell, dass Mit­ar­bei­ter über ihre Rech­te auf­ge­klärt sind und wis­sen, wie sie im Fal­le eines Daten­schutz­ver­sto­ßes han­deln kön­nen. Eben­so wich­tig ist die Rol­le des Betriebs­rats bei der Unter­stüt­zung und Bera­tung der Beleg­schaft sowie bei der För­de­rung von Daten­schutz­maß­nah­men am Arbeits­platz. Die­ser Arti­kel dient als umfas­sen­der Leit­fa­den, der nicht nur die Rech­te der Mit­ar­bei­ter auf­zeigt, son­dern auch prak­ti­sche Hand­lungs­mög­lich­kei­ten und die Bedeu­tung einer star­ken Daten­schutz­kul­tur im Unter­neh­men her­vor­hebt. Mit dem Ziel, ein siche­res Arbeits­um­feld zu schaf­fen, ist die Kennt­nis und Anwen­dung der ein­schlä­gi­gen Daten­schutz­ge­set­ze, wie der EU-Daten­schutz-Grund­ver­ord­nung (DSGVO), uner­läss­lich.

Inhalt

Rechte der Mitarbeiter bei Datenschutzverstößen

Bei Daten­schutz­ver­stö­ßen am Arbeits­platz ist es für Mit­ar­bei­ter uner­läss­lich, ihre Rech­te und die Pflich­ten des Arbeit­ge­bers zu ken­nen. Die DSGVO und das Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz (BDSG) bil­den hier­für die recht­li­che Grund­la­ge und zie­len dar­auf ab, den Schutz per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten sicherzustellen.

Grundlegende Rechte der Mitarbeiter

Aus­kunfts­recht ist eines der fun­da­men­ta­len Rech­te, das Mit­ar­bei­tern ermög­licht, vom Arbeit­ge­ber zu erfah­ren, wel­che Daten zu wel­chen Zwe­cken ver­ar­bei­tet wer­den. Dies umfasst auch die Mög­lich­keit, Kopien der betref­fen­den Daten zu erhalten​. Wei­te­re wich­ti­ge Rech­te sind:

  • Recht auf Berich­ti­gung (Art. 16 DSGVO): Feh­ler­haf­te Daten müs­sen kor­ri­giert werden.
  • Recht auf Löschung (Art. 17 DSGVO), auch bekannt als “Recht auf Ver­ges­sen­wer­den”: Dies ermög­licht es, die Löschung per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten zu for­dern, sofern deren Spei­che­rung nicht mehr not­wen­dig ist oder die Ein­wil­li­gung zur Ver­ar­bei­tung wider­ru­fen wurde.
  • Recht auf Ein­schrän­kung der Ver­ar­bei­tung (Art. 18 DSGVO): In bestimm­ten Fäl­len kön­nen Mit­ar­bei­ter ver­lan­gen, dass die Ver­ar­bei­tung ihrer Daten ein­ge­schränkt wird.
  • Recht auf Daten­über­trag­bar­keit (Art. 20 DSGVO): Ermög­licht es, per­sön­li­che Daten in einem maschi­nen­les­ba­ren For­mat zu erhal­ten und an einen ande­ren Ver­ant­wort­li­chen zu übermitteln.
  • Wider­spruchs­recht (Art. 21 DSGVO): Bie­tet die Mög­lich­keit, gegen bestimm­te Daten­ver­ar­bei­tun­gen Wider­spruch ein­zu­le­gen, ins­be­son­de­re zu Marketingzwecken​.

Spezifische Schutzmaßnahmen und Verarbeitungsbegrenzungen

Die Ver­ar­bei­tung beson­de­rer Kate­go­rien per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, dar­un­ter Gesund­heits­da­ten, poli­ti­sche Mei­nun­gen oder bio­me­tri­sche Daten, unter­liegt stren­gen Anfor­de­run­gen der DSGVO. Die­se Daten erfor­dern auf­grund ihres sen­si­blen Cha­rak­ters und der damit ver­bun­de­nen Risi­ken für die Grund­rech­te und Frei­hei­ten der betrof­fe­nen Per­so­nen beson­de­re Auf­merk­sam­keit und Schutz­maß­nah­men. Die expli­zi­te Ein­wil­li­gung der Betrof­fe­nen ist hier­bei oft­mals ein uner­läss­li­ches Kri­te­ri­um, es sei denn, spe­zi­el­le Aus­nah­me­re­ge­lun­gen grei­fen, wie z.B. die Not­wen­dig­keit zur Ver­ar­bei­tung für die Durch­set­zung recht­li­cher Ansprü­che oder zum Schutz lebens­wich­ti­ger Interessen​.

Die Aus­wahl der tech­ni­schen und orga­ni­sa­to­ri­schen Maß­nah­men (TOMs) ist ent­schei­dend für die Siche­rung der Ver­ar­bei­tung und den Schutz per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten. Tech­ni­sche Maß­nah­men umfas­sen bei­spiels­wei­se die Pseud­ony­mi­sie­rung und Ver­schlüs­se­lung von Daten, Ein­satz von Fire­walls und siche­re Pass­wort­richt­li­ni­en, wäh­rend orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men Schu­lun­gen, Ver­trau­lich­keits­ver­ein­ba­run­gen und Berech­ti­gungs­kon­zep­te ein­schlie­ßen. Die­se Maß­nah­men sol­len nicht nur eine unbe­fug­te Offen­le­gung oder den Zugang ver­hin­dern, son­dern auch die Inte­gri­tät und Ver­füg­bar­keit der Daten gewähr­leis­ten. Das obers­te Ziel ist es, einen ange­mes­se­nen Schutz vor Ver­nich­tung, Ver­lust, Ver­än­de­rung oder unbe­fug­tem Zugang zu per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten zu bie­ten. Die TOMs müs­sen dabei den aktu­el­len Stand der Tech­nik berück­sich­ti­gen und sind in Bezug auf die Kos­ten, die Art und den Umfang der Daten­ver­ar­bei­tung sowie das Risi­ko für die Rech­te und Frei­hei­ten der betrof­fe­nen Per­so­nen ange­mes­sen zu wählen​​​.

Erwei­ter­te Pflich­ten und Transparenz:

Im Kon­text der DSGVO müs­sen Unter­neh­men die Prin­zi­pi­en der Trans­pa­renz und Daten­mi­ni­mie­rung hoch­hal­ten. Dies bedeu­tet, dass nur die per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten erho­ben und ver­ar­bei­tet wer­den dür­fen, die für den expli­zi­ten und legi­ti­men Zweck der Ver­ar­bei­tung not­wen­dig sind. Ein­wil­li­gun­gen müs­sen nicht nur frei­wil­lig, son­dern auch in infor­mier­ter und spe­zi­fi­scher Wei­se erteilt wer­den, um ihre Gül­tig­keit zu sichern. Dar­über hin­aus müs­sen Unter­neh­men in der Lage sein, jeder­zeit die Ein­hal­tung die­ser Grund­sät­ze nach­zu­wei­sen, bei­spiels­wei­se durch das Füh­ren von Ver­zeich­nis­sen der Ver­ar­bei­tungs­tä­tig­kei­ten, die Doku­men­ta­ti­on der ein­ge­hol­ten Ein­wil­li­gun­gen und die Imple­men­tie­rung von Ver­fah­ren für die Rech­te der betrof­fe­nen Per­so­nen, wie das Recht auf Aus­kunft, Berich­ti­gung und Löschung ihrer Daten​.

Ins­ge­samt bedarf es eines ganz­heit­li­chen Ansat­zes für den Daten­schutz, der tech­ni­sche und orga­ni­sa­to­ri­sche Maß­nah­men eben­so umfasst wie eine kla­re Stra­te­gie zur Ein­ho­lung und Ver­wal­tung von Ein­wil­li­gun­gen und die fort­wäh­ren­de Schu­lung und Sen­si­bi­li­sie­rung der Mit­ar­bei­ter. Indem Unter­neh­men die­se Prak­ti­ken umset­zen, stär­ken sie nicht nur den Schutz per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, son­dern för­dern auch eine Kul­tur der Daten­si­cher­heit und des Vertrauens.

Konsequenzen bei Verstößen

Ver­stö­ße gegen die DSGVO kön­nen für Unter­neh­men schwer­wie­gen­de finan­zi­el­le Fol­gen haben, mit Buß­gel­dern von bis zu 20 Mil­lio­nen Euro oder 4% des welt­wei­ten Jah­res­um­sat­zes, je nach­dem, wel­cher Betrag höher ist​. Für Mit­ar­bei­ter ist es daher von gro­ßer Bedeu­tung, sich über ihre Rech­te im Kla­ren zu sein und im Fal­le eines Daten­schutz­ver­sto­ßes ent­spre­chend zu handeln.

Die DSGVO ver­pflich­tet Unter­neh­men nicht nur zum Schutz per­so­nen­be­zo­ge­ner Daten, son­dern auch zur Ein­rich­tung kla­rer Ver­fah­ren für den Fall von Daten­schutz­ver­let­zun­gen, ein­schließ­lich der Infor­ma­ti­on der betrof­fe­nen Per­so­nen und der zustän­di­gen Auf­sichts­be­hör­den. Mit­ar­bei­ter soll­ten sich ihrer Rech­te bewusst sein und im Bedarfs­fall nut­zen, um ihre per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten zu schüt­zen und Daten­schutz­ver­stö­ße effek­tiv zu adressieren.

Umfassende Rolle des Betriebsrats im Datenschutz

Der Betriebs­rat nimmt eine zen­tra­le Stel­lung im Daten­schutz­ma­nage­ment von Unter­neh­men ein, indem er die Inter­es­sen der Beleg­schaft ver­tritt und den Schutz ihrer per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten sicher­stellt. Sei­ne Auf­ga­ben und Ver­ant­wort­lich­kei­ten sind tief im Betriebs­ver­fas­sungs­ge­setz, in der DSGVO und im Bun­des­da­ten­schutz­ge­setz ver­wur­zelt. Durch sein Mit­be­stim­mungs­recht, ins­be­son­de­re bei der Ein­füh­rung und Nut­zung tech­ni­scher Über­wa­chungs­ein­rich­tun­gen, spielt der Betriebs­rat eine ent­schei­den­de Rol­le bei der Gewähr­leis­tung der Trans­pa­renz und Fair­ness der Daten­ver­ar­bei­tung im Arbeitskontext​.

Proaktive Überwachung und Beratung

Eine sei­ner Haupt­auf­ga­ben ist die pro­ak­ti­ve Über­wa­chung der Ein­hal­tung der Daten­schutz­ge­set­ze durch den Arbeit­ge­ber und die Bera­tung der Mit­ar­bei­ter in Daten­schutz­fra­gen. Dies beinhal­tet eine umfas­sen­de Auf­klä­rung der Beleg­schaft über ihre Rech­te und die Unter­stüt­zung bei der Wahr­neh­mung die­ser Rech­te. Die enge Zusam­men­ar­beit mit dem Daten­schutz­be­auf­trag­ten des Unter­neh­mens ermög­licht es dem Betriebs­rat, auf dem neu­es­ten Stand der Daten­schutz­prak­ti­ken zu blei­ben und sicher­zu­stel­len, dass die Mit­ar­bei­ter­zu­gän­ge zu not­wen­di­gen Infor­ma­tio­nen und Res­sour­cen haben​.

Entwicklung und Umsetzung von Datenschutzrichtlinien

Der Betriebs­rat wirkt aktiv bei der Ent­wick­lung und Umset­zung von Daten­schutz­richt­li­ni­en mit und hat ein maß­geb­li­ches Mit­spra­che­recht bei der Gestal­tung von Betriebs­ver­ein­ba­run­gen, die spe­zi­fi­sche Daten­schutz­re­ge­lun­gen ent­hal­ten kön­nen. Die­se Befug­nis unter­streicht die zen­tra­le Bedeu­tung des Betriebs­rats für die Schaf­fung eines siche­ren und rechts­kon­for­men Arbeits­um­felds. Dar­über hin­aus über­wacht der Betriebs­rat die Ein­hal­tung die­ser Richt­li­ni­en und stellt sicher, dass alle betrieb­li­chen Abläu­fe den gesetz­li­chen Daten­schutz­stan­dards entsprechen​​​.

Verantwortung und Datenschutz im Betriebsratsbüro

Neben der Über­wa­chung und Bera­tung trägt der Betriebs­rat auch eine direk­te Ver­ant­wor­tung für die daten­schutz­kon­for­me Ver­ar­bei­tung von Mit­ar­bei­ter­da­ten inner­halb sei­nes eige­nen Büros. Dies umfasst die Ein­hal­tung der Grund­sät­ze der Daten­mi­ni­mie­rung und den Schutz der Daten vor unbe­fug­tem Zugriff. Durch die Anwen­dung die­ser Daten­schutz­prin­zi­pi­en auf sei­ne eige­nen Tätig­kei­ten demons­triert der Betriebs­rat nicht nur sei­ne Ver­pflich­tung zum Daten­schutz, son­dern stärkt auch das Ver­trau­en der Mit­ar­bei­ter in die Daten­schutz­prak­ti­ken des Unternehmens​.

Praktische Umsetzung von Datenschutzmaßnahmen

Die prak­ti­sche Umset­zung von Daten­schutz­maß­nah­men ist ein kri­ti­scher Aspekt für Unter­neh­men, um die Vor­ga­ben der DSGVO und des BDSG zu erfül­len und die per­so­nen­be­zo­ge­nen Daten der Mit­ar­bei­ter sowie der Kun­den zu schützen.

Erstellung von Datenschutzrichtlinien

Bei der Erstel­lung von Daten­schutz­richt­li­ni­en ist es wich­tig, dass die­se klar, ver­ständ­lich und für alle Mit­ar­bei­ter zugäng­lich sind. Sie soll­ten den Umfang des Daten­schut­zes im Unter­neh­men, die Spra­che und Form, die Struk­tur, sowie die Inhal­te, wie Daten­schutz-Manage­ment-Sys­te­me, Daten­schutz­or­ga­ni­sa­ti­on im Unter­neh­men und Maß­nah­men bei Daten­schutz­vor­fäl­len, abde­cken. Der Daten­schutz­be­auf­trag­te soll­te idea­ler­wei­se die Erstel­lung lei­ten, in Zusam­men­ar­beit mit der Geschäfts­lei­tung und rele­van­ten Abteilungen​.

Durchführung von Datenschutzschulungen

Daten­schutz­schu­lun­gen sind essen­zi­ell, um das Bewusst­sein und die Kennt­nis­se der Mit­ar­bei­ter zu schär­fen. Die­se Schu­lun­gen soll­ten regel­mä­ßig statt­fin­den und alle Aspek­te des Daten­schut­zes abde­cken, um sicher­zu­stel­len, dass Mit­ar­bei­ter die Richt­li­ni­en ver­ste­hen und umset­zen kön­nen. Die Inhal­te soll­ten dabei auf die spe­zi­fi­schen Bedürf­nis­se des Unter­neh­mens und sei­ner Mit­ar­bei­ter zuge­schnit­ten sein.

Etablierung einer Kultur der Datensicherheit

Um eine Kul­tur der Daten­si­cher­heit zu eta­blie­ren, müs­sen Unter­neh­men kon­ti­nu­ier­lich an der Sen­si­bi­li­sie­rung ihrer Mit­ar­bei­ter arbei­ten. Dazu gehört, dass Daten­schutz zu einem inte­gra­len Teil der Unter­neh­mens­kul­tur wird und alle Mit­ar­bei­ter sich ihrer Ver­ant­wor­tung bewusst sind. Das kann durch regel­mä­ßi­ge Kom­mu­ni­ka­ti­on, Aner­ken­nung guter Pra­xis und durch Vor­bild­funk­ti­on der Füh­rungs­kräf­te geför­dert werden.

Umgang mit Datenschutzvorfällen

Im Umgang mit Daten­schutz­vor­fäl­len müs­sen kla­re Pro­zes­se und Richt­li­ni­en exis­tie­ren. Mit­ar­bei­ter soll­ten wis­sen, an wen sie sich im Fal­le eines Daten­schutz­vor­falls wen­den müs­sen und wie sol­che Vor­fäl­le doku­men­tiert und beho­ben wer­den. Eine offe­ne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­kul­tur, in der Mit­ar­bei­ter sich frei füh­len, Vor­fäl­le zu mel­den, ohne Angst vor Repres­sa­li­en zu haben, ist hier­für essenziell.

Checkliste zur Umsetzung

Eine umfas­sen­de Check­lis­te kann Unter­neh­men dabei hel­fen, den Über­blick über die not­wen­di­gen Daten­schutz­maß­nah­men zu behal­ten. Die­se soll­te Punk­te wie tech­ni­schen Daten­schutz, Daten­schutz für Mit­ar­bei­ter, Erhe­bung und Ver­ar­bei­tung von Daten sowie die Rech­te der Betrof­fe­nen abdecken​. Dar­über hin­aus soll­ten Unter­neh­men sich stets der grund­le­gen­den Vor­ga­ben der DSGVO bewusst sein und die­se kon­se­quent umset­zen, um Buß­gel­der und Stra­fen zu vermeiden​.

Indem Unter­neh­men die­se Schrit­te befol­gen, kön­nen sie nicht nur die gesetz­li­chen Anfor­de­run­gen erfül­len, son­dern auch das Ver­trau­en ihrer Mit­ar­bei­ter und Kun­den in den Umgang mit ihren per­sön­li­chen Daten stärken.